Woche der Brüderlichkeit

Die Woche der Brüderlichkeit ist die bundesweit renommierteste Veranstaltung zum Jüdisch-Christlichen Dialog. Seit 1952 organisieren die Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit im März eines jeden Jahres diese Woche als Zeichen gegen jede Form von Antisemitismus, gegen Rechtsextremismus und Rassismus, gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit.

2022, zum 70. Jahrestag, wird die Woche der Brüderlichkeit unter dem Jahresthema „Fair Play – Jeder Mensch zählt“ in Osnabrück eröffnet und in Stadt und Landkreis Osnabrück durch ein ganzjähriges Rahmenprogramm begleitet.

Der Dachverband der Gesellschaften, der Deutsche Koordinierungsrat (DKR), nimmt mit dem Jahresthema den Sport als wichtigen Ort der Begegnung und des menschlichen Miteinanders in den Blick. Der Sport ist in vielen Aspekten ein Spiegelbild der Gesellschaft. Insbesondere Antisemitismus und Rassismus, aber auch andere Formen der Benachteiligung fordern im Sport wie in der Gesellschaft besonders heraus. Hier gilt es Gesicht zu zeigen und aktiv zu werden, um sich für ein respektvolles und gleichberechtigtes Miteinander einzusetzen. Dafür steht das diesjährige Motto: „Fair Play – Jeder Mensch zählt“.

Seit 1968 verleiht der DKR während der zentralen Eröffnungsfeier zur Woche der Brüderlichkeit die Buber-Rosenzweig-Medaille. Ausgezeichnet werden Personen, Initiativen oder Institutionen, die sich insbesondere um die Verständigung zwischen Christ:innen und Jüdinnen und Juden verdient gemacht haben. Die Medaille wird in Erinnerung an die jüdischen Philosophen Martin Buber und Franz Rosenzweig verliehen.

Am 6. März 2022 werden in der OsnabrückHalle Peter Fischer, der Präsident von Eintracht Frankfurt und der Sport-Verband MAKKABI Deutschland e.V. mit der Medaille ausgezeichnet.

Peter Fischer hat sich mit seiner klaren Haltung gegen Rechts, gegen Antisemitismus und Rassismus im Sport wie in der Gesellschaft einen Namen gemacht. MAKKABI Deutschland e.V. baut unabhängig von Religion, Herkunft oder Hautfarbe im Rahmen von Sport eine Brücke zwischen den Menschen und bringt jüdische und nicht-jüdische Sportlerinnen und Sportler zusammen.

Weitere Informationen über die Geschichte und die aktuelle Arbeit des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit erhalten Sie hier:

Der Vorstand

Angela Müllenbach-Michel

Angela Müllenbach-Michel

Ev. Vorstand | Sprecherin

Ruth de Vries

Ruth de Vries

Jüd. Vorstand

Jörg Oberbeckmann

Jörg Oberbeckmann

Joachim Herrmann

Joachim Herrmann

Dr. Thomas Stühlmeyer

Dr. Thomas Stühlmeyer

Fotos: Martin Tager

Dr. Heinrich Plock †

Dr. Heinrich Plock †

Kath. Vorstand

Dr. Helga Kramer

Dr. Helga Kramer

xxx

Martin Tager

Martin Tager

Hiltrud Hillebrand

Hiltrud Hillebrand

Otto Weymann

Otto Weymann

Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Osnabrück e.V.

Die GCJZ Osnabrück wurde im Juni 1980 gegründet. Die Vorbereitungen und Planungen für die recht späte Gründung hatten längere Zeit in Anspruch genommen. Man wollte abwarten, bis die Jüdische Gemeinde wieder angewachsen war, um eine stärkere Gruppe als Gesprächspartner zu haben, denn nach der Shoah waren nur 6 Juden hierher zurückgekehrt. 1969 waren es immerhin 64 Mitglieder, die der Gemeinde im Regierungsbezirk Osnabrück angehörten, davon lebten 25 in der Stadt.

Mit dem Bau der Synagoge begann hier ab 1969 langsam wieder jüdisches Gemeindeleben. Auf diesen Grundlagen entwickelte sich dann die GCJZ ab ihrer Gründung 1980 zu einer wachsenden und aktiven Gesellschaft. Zunächst bestand ihr Programm überwiegend aus Bildungsveranstaltungen, insbes. Vorträgen und Reisen in europäischen Zentren jüdischen Lebens. Später entwickelte sich aufgrund ihrer Initiative, die dann weitere Kreise zog, eine rege Gedenkkultur, die überwiegend von der Stadt getragen wird. 2004 wurde an der Stelle, an der die alte Synagoge gestanden hatte, das Mahnmal eingeweiht, an dem jedes Jahr am 9. November ein Gedenken stattfindet. Auch die Benennung des Rabbiner Marc Stern-Wegs auf Anregung der GCJZ ist ein Zeichen, dass jüdisches Leben in Osnabrück angekommen ist.

In dieser Zeit wurde die Beschäftigung mit den Zeitzeugen immer wichtiger. Nicht nur die Überlebenden aus der Osnabrücker Gemeinde, wie z. B. Erna de Vries, Ewald Aul und Irmgard Ohl berichteten aus ihrem Leben. Auch die aus Osteuropa neu hinzugekommenen Juden mit ihren oft sehr schweren Schicksalen, fanden immer mehr Ansehen und Empathie. Ihnen verdanken wir viele eindrucksvolle und unvergessene Begegnungen, vor allem auch die intensiveren Anfragen an die Geschichte und deren Aufarbeitung. Diese Begegnungen bildeten einen wachsenden Anteil an der Erinnerungskultur. Begegnungen mit Mitgliedern der jüdischen Gemeinde fanden aber auch in anderer Weise statt, z.B. bei Tagesfahrten oder im Arbeitskreis zu Fragen des Antisemitismus. Darüber hinaus entwickelte die GCJZ im Laufe der Jahre ökumenisch und mit verschiedenen Kooperationspartnern ein vielseitiges kulturelles Programm, das mit seinem Bildungsansatz nicht nur die Mitglieder, sondern auch viele interessierte Bürger erreichte.  Einige Projekte sollen hier beispielhaft skizziert werden.

Mit 2 Chagall-Ausstellungen, Konzerten, Lesungen und Vorträgen öffnete sich die Jüdische Gemeinde einem größeren Publikum. Die Aufführung mehrerer Händel-Oratorien (z.B. Judas Maccabäus und Joshua) in der Kirche St. Johann zeigte die kulturelle Verwobenheit der jüdischen und christlichen Kultur. Auch der von der GCJZ gegründete Kinderchor „Hava Nashira“ erfreute bei manchen Gelegenheiten.  Eine Fahrt nach Hamburg zum Jüd. Friedhof in Altona und eine Foto-Ausstellung über ihn mit ausführlichem Begleitprogramm führte uns in die Welt der Sepharden und ihre hohe Kultur, aber auch zu Moses und Fromet Mendelssohn und Glückel von Hameln. Das jährliche Bibelgespräch ist ein Teil des interreligiösen Dialogs und erfreut sich großer Beliebtheit insbesondere im kirchlichen Bereich. Obwohl in der Friedensstadt Osnabrück der interreligiöse Dialog viefältig geführt wird, wird die intensive Beschäftigung mit einem Bibeltext als wichtig empfunden und soll noch weiter ausgebaut werden.

Besondere Highlights sind die jährlich stattfindenden Konzerte von Live-Musik-Now Münsterland, die nach dem Motto Menuhins „Musik heilt, Musik tröstet, Musik bringt Freude“ in der Jüdischen Gemeinde musizieren.  LMN machte dann auch den Anfang, die Kompositionen von Lev Lessine, der 1985 aus Leningrad nach Osnabrück kam und zur Gemeinde gehörte, zu entdecken und aufzuführen. Die internationale Besetzung mit hochbegabten Musikstudenten kommt gut an, und die offene und gastfreundliche Atmosphäre der Gemeinde macht jede Begegnung dort zu einem besonderen Erlebnis. Durch die enge Beziehung zur Alfred-Gong-Gesellschaft ist der „vergessene Holocaust“ Osteuropas ins Blickfeld gerückt. Czernowitz und die Bukowina waren Themen, denen wir uns gewidmet haben. Damit sind wir in diese besondere Welt des osteuropäischen Judentums immer wieder eingetaucht und es sind uns die Dichter der Bukowina auch in der Gedenkkultur wichtig geworden.

Das von der GCJZ ins Leben gerufene Projekt „Judentum begreifen“ nahm 2007 seine Arbeit auf, geht seitdem regelmäßig an Schulen und vermittelt dort im Unterricht jüdisches Leben heute in Deutschland mit seinen vielfältigen Facetten.  Mehr als 45 Schulen und über 12.000 Schüler hat der inzwischen selbständige Verein erreicht und damit eine wesentliche Präventionsarbeit gegen Antisemitismus geleistet.

In Osnabrück, der Stadt des Westfälischen Friedens, hat der interreligiöse Dialog einen besonderen Platz. In diesem Kontext wird auch die GCJZ mit ihren besonderen Anliegen wahrgenommen und geschätzt. Dieses Klima des Friedens und der Wertschätzung unterstützt unsere Arbeit auch in der weiteren Zukunft und fördert das gute Miteinander der unterschiedlichen Kulturen.