
Gemeißelt, geschnitzt, gemalt: Bilder christlicher Judenfeindlichkeit – die „Judensau“
Vortrag von Stefan Spitzer M.A.
Vor fast 800 Jahren taucht zum ersten Mal die Darstellung einer sogenannten „Judensau“ auf. Bis heute befindet sich das Schmähbild an einem Säulenkapitell im Kreuzgang des Domes in Brandenburg an der Havel. In den folgenden Jahrhunderten verstetigt sich dieser Bildtypus und entwickelt sich zum berühmtesten antijüdischen Bildmotiv, das bis heute nachwirkt. Doch wie geht man in den Zeiten eines wieder erstarkenden Antisemitismus mit diesen Zeugnissen christlicher Judenfeindlichkeit um? Zerstören? Abnehmen und in ein Museum überführen? An Ort und Stelle kritisch einordnen? Immer mehr Gemeinden stellen sich heute diesen schwierigen Fragen. In seinem Vortrag beleuchtet Stefan Spitzer die möglichen Ursprünge einzelner Bildwerke unter Berücksichtigung der historischen Hintergründe und spricht über die Entwicklung der Darstellungen im Laufe der Jahrhunderte. Daneben gibt er Einblicke in die aktuelle Diskussion und zeigt, dass der Bildtypus der „Judensau“ ein vornehmlich deutsches Problem ist.
Stefan Spitzer, M.A., ist Kunsthistoriker und als wissenschaftlicher Volontär bei der Draiflessen Collection in Mettingen beschäftigt.
Information: Diözesanmuseum, Nadeshda Domke, Telefon 0541 318481
Foto: privat