
Ein Konzentrationslager auf Schienen
Die 5. SS-Eisenbahnbaubrigade in Osnabrück
„Lumpen, keine Kleidung, fast nichts zu fressen, entsetzlich schlechte Behandlung, Kälte und schwere Arbeit, dazu kamen noch fortdauernd Bomben, denn unser Standplatz war der Güterbahnhof in Osnabrück.“
(Auszug aus dem Brief eines ehemaligen Häftlings der 5. SS-Eisenbahnbaubrigade)
Von Oktober 1944 bis März 1945 war die 5. SS-Eisenbahnbaubrigade mit Häftlingen aus den Konzentrationslagern Buchenwald, Mittelbau, Sachsenhausen und Neuengamme auf dem Güterbahnhof Hörne in Osnabrück stationiert. Mehr als 500 KZ-Gefangene mussten von hier aus Sklavenarbeit für die SS verrichten. Güterwagen für jeweils 24 Gefangene, Material- und Werkzeugwagen, ein Küchenwagen, eine Krankenstation und Personenwaggons für die SS-Wachmänner bildeten ein „Konzentrationslager auf Schienen“.
Die Hauptaufgabe der KZ-Häftlinge bestand darin, nach den Bombenangriffen der Alliierten auf die Eisenbahnanlagen die Schäden so weit zu beheben, dass die „Vergeltungswaffen“ V 1 und V 2 zu ihren Abschussbasen an die Westfront transportiert werden konnten. Im Stadtgebiet waren sie an Räumarbeiten und an der Beseitigung von Blindgängern beteiligt und bauten an einer Behelfsheimsiedlung am Kalkhügel.
In Osnabrück ist immer noch wenig über den Einsatz der 5. SS-Eisenbahnbaubrigade bekannt, obwohl zahlreiche ehemalige KZ-Häftlinge unmittelbar nach Kriegsende und später, im Rückblick auf ihr Leben, ausführlich über ihre Erlebnisse im „Osnabrück-Kommando“ berichteten. Sie beschreiben detailliert den Aufbau und die Arbeit der Brigade und schildern den Alltag der KZ-Gefangenen, der von Hunger, Krankheiten, Gewalt und Tod geprägt war.
Zum Jahrestag des Rückzugs der 5. SS-Eisenbahnbaubrigade aus Osnabrück am 31.3.1945 wird deren Einsatz und das Schicksal der KZ-Häftlinge zusammenfassend dargestellt.
Ein Vortrag von Karl Kassenbrock in der Reihe „Erinnern – jenseits von Ritual und Schlussstrich“.
Anmeldung und Information: www.vhs-os.de oder Telefon 0541 323-2243
Foto: Sammlung Eisenbahnstiftung Joachim Schmidt, Bildarchiv